Fast ein halbes Jahr ist vergangen. Unglaublich viele neue Eindrücke sind auf mich eingeströhmt, ich habe interessante neue Leute getroffen und internationale Freundschaften geschlossen.
Ich habe viel mehr bekommen als ich überhaupt erahnen konnte – denn meine Erwartungen hatte ich so gut wie möglich herunter geschraubt. Möglichkeiten beim Wiederaufbau von Christchurch mitzuhelfen haben sich für mich in einer Weise ergeben, die nicht nur unheimlich viel Spaß gemacht hat sondern auch den Menschen hier Hoffnung gegeben hat. Dadurch habe ich mich in manchen Herzen unsterblich gemacht und konnte sogar etwas regionale Popularität erlangen 🙂 – Zeitung und Fernsehen haben berichtet.
Arbeiten konnte ich demnach viel – leider selbst nach einem halben Jahr und vielen guten Kontakten konnte ich keine Bezahlung derselben erreichen. Und wie überall auf der Welt: im Supermarkt wollen die lieber Geld für ein Brot haben als ein Autogramm 🙂
Daher kehre ich zurück in die Heimat – denn mal ganz ehrlich: wer mag denn schon kalte Temperaturen in einem Land ohne Zentralheizung und Hausisolierung…
Ich kenne Christchurch noch aus 2007, heile und ohne große Auffälligkeiten. Oder wie es hier nun zur Gepflogenheit geworden ist; man lebte VOR dem Erdbeben oder NACH dem Erdbeben.
Das es hier bebt ist unterbewusst vermutlich jedem klar, Verdrängung ist jedoch wie so oft und überall ein gern genommenes Menschenwerk – denn aufgrund der bereits bekannten Verwerfungslinien hat Christchurch keiner auf dem Schirm gehabt, da hier im Vorfeld keine Vorbelastung bekannt war.
Daher kam der erste Erdstoß überraschend im September 2010; dass es im Februar 2011 dann gleich nochmal zugeschlagen hat – diesmal mit der horizontalen Bewegung – damit hat dann erst recht keiner gerechnet.
Nun nach zwei Jahren wird unter Hochdruck abgerissen – mehr oder weniger. Fast sämtliche hohen Gebäude werden fallen; ebenso viele historische Gebäude, die leider einfach nicht mehr zu retten sind. Natürlich auch aus Kostengründen.
Einmalig dürfte dann auch dieser Geburtstag gewesen sein; im Februar und doch Hochsommer – mit strahlendem Sonnenschein und warmen Temperaturen.
Der angereise Freund war glücklich. Als wir dann noch Klettern gegangen sind war sein „Kindergeburtstag“ perfekt 🙂
Meine anfänglichen Zweifel zum Klettersport haben sich schnell gelegt, so unfähig wie ich erst dachte war ich dann doch nicht. Es hat echt Spaß gemacht und ich bin dem neuen Hobby sofort verfallen.
Also Vorsicht: Ansteckungsgefahr!
Während der Sommermonate Januar bis März gab es jeden Sonntag von 15 bis 16.30 Uhr die Möglichkeit, Live-Musik im Botanischen Garten von Christchurch zu genießen. Wechselnde Künstler der unterschiedlichsten Musikrichtungen zeigten ihr Bestes – und alles mit ohne Geld.
Das Konzept hat mir sehr gefallen und schreit nach Umsetzung bei uns 🙂 Lokale Bands gesponsort durch einen Radiosender, einen Tiefkühlprodukthersteller und die Gemeindeverwaltung; klingt durchaus machbar auch in unseren Breitengraden…
Ebenso hat mich immer wieder der Rundgang durch die Shopping Mall, improvisiert mit gestapelten Containern, überzeugt. Mit Kreativität, der aus der Situation heraus wächst, entstehen die besten Lösungen.
Mit meinen letzten Eindrücken der Stadt schließe ich Neuseeland ab – nicht jedoch das Kapitel der anderen Lebensführung.