Nun hatte ich bereits die verschiedenen Etappen kurzfristig entschieden, da blieb es nicht aus, dass ich ebenso schnellentschlossen einfach noch weiter nördlich Richtung Trondheim fuhr.
Auf meiner Fahrt Richtung Norden durchquerte ich den Jotunheimen Nasjonalpark. Und die Landschaft versprach mir endlich ein Winter Wonderland. Berge an Schnee und weiße Natur wohin das Auge reichte. Immer mit tiptop geräumten Straßen. An einem Parkplatz bot sich mir ein Winterdrama der eigenen Art – der Tank des Toilettenhäuschens war offenbar nicht für die Kälte ausgelegt, wurde nicht zeitnah gelehrt – wie auch immer – er war im flüssigen Zustand geplatzt, hatte sich über den gesamten Platz verteilt und ist dann in Flüssigkeitsschwällen gefroren. Der Anblick hatte etwas künstlerisch und farblich naturnah Gestaltetem.
Zeitlich begrenzt hätte ich das Nordcap nicht erreichen können, daher sollte Trondheim der nördlichste Punkt für diese Reise bleiben – und selbst dort kann man unter günstigen Bedingungen eines eiskalten Winternachmittags oder -abends Nordlichter bestaunen…
Ich jetzt nicht, denn die Bedingungen waren alles andere als günstig. Es regnete in einem fort und das im tiefsten Winter – Winter Wonderland war vorbei in Trondheim. Aber gut, eben wieder daneben gedacht. Meine Entdeckerstimmung habe ich mir dadurch nicht nehmen lassen und bin trotz widriger Wetterlage quer durch die Stadt gezogen und habe mir die neu geplante Hafenstadt sowie die Altstadt entlang des Flusses Nidelva angeschaut. Alles war im Wortsinn in weihnachtliches Licht getaucht und ließ mich den Nieselregen vergessen. Zusätzlich habe ich mir angewöhnt, Wege außerhalb der üblichen Touristrouten zu laufen – bislang haben sich mir dort immer die schönsten Perspektiven eröffnet. So auch in Trondheim, wo ich zufällig über eine liebevoll eingerichtete Werkstatt gestolpert bin die mir das Gefühl gegeben hat, dass hier mit Liebe der Berufung gefolgt wird.
Die frühe Dämmerung bereits ab 15 Uhr hält den gemeinen Norweger an sich grundsätzlich nicht davon ab, vor die Tür zu gehen. Wer nicht irgendwelche Besorgungen zu erledigen hat, der betätigt sich ganz sicher in irgendeiner Weise sportlich. Vermutlich die allerbeste Vorbeugung gegen Winterdepression. Und so liefen mir selbst zu Silvester noch ausreichend Menschen über den Weg, alle noch schnell die letzten Vorbereitungen für den Abend treffend.
Trotzdem wollte ich nicht die Silvesternacht im strömenden Regen verbringen und so bin ich erneut kurzerhand aufgebrochen, nun wieder Richtung Süden – mit dem Gedanken an Oslo.